Montag, 10. August 2009

E-Petition gegen die Absenkung des Zugangs-Bildungsniveaus in der Pflege ist online

Gemeinhin wird die Piratenpartei nach wie vor als Spaßpartei wahrgenommen. Dass die virtuelle Community mittlerweile zu einer geballten Macht auch im Bereich der politischen Meinungsbildung und Entscheidungsfindung geworden ist, ist jedoch keineswegs albern. Es ist ein begrüßenswertes Zeichen für steigendes Interesse an und einmischen in politische Prozesse. Und dass es funktioniert, zeigt ein unten verlinkter Artikel von Spiegel Online über eine ePetition zum Verbot von Killerspielen.

Dieses Einmischen könnte nun der Pflege zu Gute kommen. Vor wenigen Wochen verabschiedete die Große Koalition im Bundestag eine Änderung des Arzneimittelgesetzes. Als ziemlich bittere Suppenbeilage wurde innerhalb dieses Gesetzes auch die Zugangs-Bildungsvoraussetzung für die Pflegeausbildung abgesenkt. Grundsätzlich soll damit in Zukunft der Hauptschulabschluss genügen, um eine Ausbildung im Pflegebereich zu machen.

Dass diese Maßnahme nicht nur den gesellschaftlichen Status der Pflege gewaltig senkt, sondern am falschen Ende ansetzt, erkannte die Bundesregierung in einer kleinen Anfrage der Bundestagsabgeordneten Elisabeth Scharfenberg (B90/Grüne) nicht. Dabei lieferte sie in ihrer Antwort die Zahlen, die diese Gesetzesänderung überflüssig machen, selbst mit: Es besteht keine Knappheit an Bewerbern um Ausbildungsplätze - diese können seit dem Beginn der Statistik 1999 auch nach den alten Zugangsvoraussetzungen besetzt werden. Gravierend hingegen ist der Mangel an ausgebildeten Fachkräften, die nachhaltig in ihrem Beruf bleiben. Und dazu trägt eine Öffnung nach unten leider nicht bei. Hierzu ist eine gestiegene Attraktivität des Berufes und die erweiterung der Kompetenzen Pflegender von Nöten. Umgekehrt lastet einer Öffnung für Hauptschüler der schale Beigeschmack des Populismus an, wenn Hauptschüler zwar eine Pflegeausbildung beginnen dürften, aber aufgrund höher qualifizierter Mitbewerber flächendeckend außen vor bleiben.

Schon heute steht Deutschland im europäischen Vergleich der Pflegeausbildungen hintenan: In den meisten Staaten ist eine Ausbildung in der Pflege nur als Hochschulstudium möglich, dann mit einem international gültigen Bachelor-Abschluss verbunden. Das hohe Fachwissen wiederum kommt der Pflegequalität zu Gute, wie europaweite Studien aufzeigen, auf die Frau Scharfenberg in ihrer Anfrage verweist.

Doch noch besteht Hoffnung: Franz Wagner, Bundesgeschäftsführer des DBfK, hat eine Petition zur kritischen Überprüfung und Aufhebung der Gesetzesänderung eingereicht, die seit heute zur Unterzeichnung im Internet steht. Dafür notwendig ist lediglich eine Registrierung auf der Homepage des Bundestags und ein Mausklick als Unterzeichnung.

Sollten sich innerhalb von drei Wochen mindestens 50.000 dieser digitalen Unterschriften unter der Petition finden, so wird es zu einer Anhörung im Bundestag kommen. Wir dürfen also guter Dinge sein, dass aus der hilflosen Gesetzesänderung doch noch eine nachhaltige wird, die sich an europäischen Gegebenheiten orientiert und der Pflege zu mehr Professionalität verhilft.

Link: Spiegel Online-Artikel zur ePetition "Killerspiele"
Link: Registrierung auf der Homepage des Bundestags
Link: e-Petition "Heilhilfsberufe - Absenkung des Zugangs-Bildungsniveaus in Pflegeberufen"

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